Essen Sie auf keinen Fall, was Ihnen nationale Gesellschaften für Ernährung empfehlen!
Auf der Website der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) stossen wir schnell auf die berüchtigte „Ernährungspyramide“, 6 Stockwerke voll von Mythologie, Überlieferung und Fehlannahmen.
Erdgeschoss: 1-2 Liter Wasser soll ich täglich trinken. Wieso nicht die Hälfte? Oder das Doppelte? Brauche ich Empfehlungen, wieviel ich trinken soll? Für Flüssigkeitsmangel habe ich einen zuverlässigen Sensor: Durst. Der meldet sofort, wenn Bedarf besteht. Bis ins hohe Alter.
1. Etage: Fünf Portionen Gemüse und Früchte soll ich täglich essen. Wieso nicht eine oder sieben? Die Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen. Haben denn unsere Vorfahren, die Jäger und Sammler, täglich fünf Portionen Gemüse und Früchte gegessen? Sicher im Winter! Der kanadische Anthropologe Vihljalmur Stefanson lebte mit seinem Kollegen Karsten Andersen vier Jahre in der Arktis. Sie assen ausschliesslich was sie selbst erbeuteten, Fisch und Fleisch. Gemäss SGE hatten die armen Kerle in diesen vier Jahren ein Defizit von rund 7000 Portionen Gemüse und Früchte. Sie blieben kerngesund.
In der 2. Etage wird’s echt verstörend: Drei Portionen Getreide täglich, alternativ Kartoffeln, Reis oder Hülsenfrüchte, sollen eine „ausgewogene Ernährung“ sein. 45- 55% der benötigten Kalorien. Wie hoch ist der Mindestbedarf an Kohlehydraten? Null! Der Mensch braucht sie nicht, die Leber produziert mehr als genug. Es gibt keine Kohlehydrat-Mangelkrankheit! Was nicht bedeutet, dass ich keine essen soll. Aber mindestens die Hälfte der Kalorien als Kohlehydrate, für die kein Bedarf besteht? Übergewicht und Diabetes lassen grüssen!
Auf der 4. Etage tauchen wir ein in die trüben Gewässer der Fettempfehlungen. Schäbige drei (!) Esslöffel Pflanzenöle täglich darf ich konsumieren, auch industriell ruiniert („gehärtet“) als Margarine. Dazu etwas Butter und Rahm, tierische Fette kommen sonst gar nicht vor! Offenbar sollen wir die Finger davon lassen! 50 Jahre Fettphobie feiern hier Urständ. Nichts belegt. Alles widerlegt. Nichts dazugelernt! Bei der SGE scheint die Zeit stehengeblieben.
Süss und gefährlich
Fett in der Ernährung verstopft unsere Herzkranzgefässe, bis wir eines Tages an einem Herzinfarkt tot umfallen. Das glaubt heute noch eine Mehrheit der Kardiologen und damit der Bevölkerung. Beweise? Nicht existent. Aber auch millionenfach wiederholte fake Facts schleichen sich ins Glaubensgefüge ein. Glaubens-, nicht Wissensgefüge!
Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war der Zucker im Visier der Ernährungswissenschaft. Die Crème der Forscher legte überzeugende Ergebnisse vor, dass Zucker der Grund für die rasante Zunahme von Herzinfarkten und andern „Zivilisationskrankheiten“ ist. In England John Yudkin von der University of London, in den USA Jean Meyer von der Harvard University. Die Argumentationslinie war offensichtlich: Fett haben wir schon immer gegessen, Zucker kam erst Mitte 18. Jahrhundert auf den Menüplan, erst 2-3 kg/Jahr in der High Society bis zu den 150 – 200 kg/Jahr heutzutage in der Gesamtbevölkerung. Unnötig zu sagen, dass die Sklaverei diese Entwicklung befeuerte.
Die Zuckerwirtschaft bekam ein Problem: Zucker war nun nicht mehr nur Grund für Karies sondern für eine ganze Reihe von tödlichen Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkten, Diabetes und Übergewicht. Ihre Gegner waren nicht nur die Ernährungswissenschaft sondern auch die Hersteller von Zuckerersatzstoffen wie Cyclamat und Saccharin.
Ein ad hoc gebildetes Zuckerinstitut legte „Forschungsergebnisse“ vor, die einen Zusammenhang zwischen Zuckerersatzstoffen und Krebs nahelegten. Die FDA, die US Food and Drug Administration, wurde so lange mit solchen Studien bombardiert, bis sie einknickte und die Stoffe vorläufig aus dem Handel nahm.
Zucker und „Zivilisationskrankheiten“, dieser Zusammenhang war schwieriger zu untergraben. Da musste die richtige Person her: Ancel Keys, charismatisch, brillant und skrupellos. Er war besessen von der Idee, Fett fördere via Serum-Cholesterin die Verkalkung unserer Gefässe und damit Herzinfarkte. Studie um Studie legte er dazu vor, die „Mutter aller Studien“, die „Sieben-Länderstudie“, sollte den ultimativen Beweis erbringen. Hunderte von (heutigen) Dollarmillionen flossen von der Zuckerindustrie in die entsprechende Forschung, sie waren gut investiert, Zucker verschwand aus dem Visier, Fett trat ins Rampenlicht. Die „Sieben Länderstudie“ erschien 1980 als fast 400-Seiten starkes Buch in der Harvard University Press, hochkomplex und brillant, mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass Keys von 22 Ländern die sieben herauspickte, die in seine Hypothese passten. Nach heutiger Vorstellung Datenmanipulation oder gar Fälschung. Dank Charisma und Skrupellosigkeit wurde Keys zum einflussreichsten Ernährungsforscher des 20. Jahrhunderts. Seine Gegner diskreditierte er auf übelste Weise. Die Zuckerindustrie hatte gewonnen, die Gehirnwäsche war erfolgreich, die Angst vor Fett verbreitete sich wie ein Steppenbrand.
Die Cholesterin-Hypothese war nie viel mehr als Schrott aber dafür (oder trotzdem?) das weitaus erfolgreichste Business-Modell des 20 Jahrhunderts. Sehr viel Geld floss immer schon und fliesst heute noch in die entsprechende Forschung. Trotz solider Gegenbeweise bleibt sie vorläufig noch fest im GLAUBENSgefüge verankert. Noch. Bis sie den Wert haben wird, den sie verdient: Schrottwert.